Tue Gutes und rede darüber – Öffentlichkeitsarbeit ambulanter Hospizdienste


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Serie: Tue Gutes und rede darüber - Öffentlichkeitsarbeit ambulanter Hospizdienste
Teil 1: Mit Öffentlichkeitsarbeit Bekanntheit schaffen und Vertrauen aufbauen

 

Tue Gutes und rede darüber – Öffentlichkeitsarbeit ambulanter Hospizdienste

Der folgende Text basiert auf meinem Vortrag zum o.g. Thema beim Treffen der Koordinator(inn)en und Einsatzleiter(innen) der Ambulanten Hospizdienste in Baden und Hohenzollern am 24. Oktober 2017 in Karlsruhe

Teil 1: Mit Öffentlichkeitsarbeit Bekanntheit schaffen und Vertrauen aufbauen

Seit dem 1. Januar 2002 haben die gesetzlichen Krankenkassen die qualifizierte ehrenamtliche Sterbebegleitung im Rahmen ambulanter Hospizdienste zu fördern.
Ziel von Hospizdienstes ist es, unheilbar Kranken, besonders in der letzten Lebensphase, ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod zu ermöglichen.
Neben den stationären Hospiz-Einrichtungen sollen ambulante Hospizdienste jedem Einzelnen den Zugang einer Sterbebegleitung im gewohnten häuslichen Umfeld erlauben. Seit einer Gesetzesänderung am 23. Juli 2009 erhalten die ambulanten Hospizdienste einen festen Zuschuss zu den Personalkosten. Die Gesetzesregelung sieht eine Förderung der ambulanten Hospizdienste vor, wenn diese ambulanten Hospizdienste mit ambulanten Pflegediensten und mit Ärzten zusammenarbeiten, die Erfahrung in der Palliativmedizin haben.
Damit wird das Neben- und Miteinander der Sterbebegleitung und Palliativmedizin deutlich.

Hospiz-Dienste werden nicht ausreichend wahrgenommen

In einer alternden Gesellschaft wird die Sterbebegleitung zu einer immer größeren Aufgabe. Stationäre und ambulante Hospizdienste begleiten aber nicht nur “alte” Menschen, sondern auch Menschen, die sich einer tödlichen Krankheit ausgesetzt sehen, gleich welchen Alters. Also auch Kinder. Dennoch werden Hospiz-Dienste in der Öffentlichkeit noch nicht ausreichendem Maße wahrgenommen. Öffentlichkeitsarbeit tut Not.

Gründe, warum Öffentlichkeitsarbeit notwendig ist

Die Gründe, warum Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) für Hospizdienste ein Thema ist, lässt sich an den folgenden Zielen verdeutlichen:
Das sinnvollste Engagement bringt wenig, wenn niemand davon weiß. Selbst das beste Angebot wird nur wahrgenommen, wenn es bei den betroffenen Menschen bekannt ist. Primär ist es also nicht unbedingt wichtig, eine allgemeine Bekanntheit zu erreichen.
Wichtig ist den Teil der Öffentlichkeit (Teil-Öffentlichkeit) zu erreichen, bei der eine Notwendigkeit zur Sterbebegleitung gegeben ist (Betroffenheit). Da aber diese Teilöffentlichkeit sehr heterogen ist, sind Mittler gefragt, die die Betroffenen oder die Familien der Sterbenden über die Existenz eines Hospizdienstes informieren. Dies könnten z.B. Hausärzte, Krankenhäuser, Pflegedienste oder Palliativmediziner sein.
Daneben lässt sich Bekanntheit über die allgemeinen Medien erreichen, die trotz sehr hoher Streuverluste Informationen vermitteln. Die lokale Tageszeitung oder Anzeigenzeitungen/Wochenzeitungen, die an jeden Haushalt verteilt werden, sind interessante Multiplikatoren, um die Information zum Hospizdienst weit zu streuen und so die Bekanntheit zu steigern.

Sterben, Tod und Trauer enttabuisieren

Ein zweiter Grund für die Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit ist, das Thema „Sterben, Tod und Trauer“ wieder im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und so zu enttabuisieren. In der Gesellschaft der Dauer-Jugendlichen, die immer fit und stets aktiv sind, wird der Tod als Teil des Lebenszyklus aus dem Bewusstsein verdrängt. Wer dann selbst oder in der Familie vor einer konkreten Situation des nahenden Todes steht, ist oft überfordert. Eine frühzeitige Beschäftigung mit Hilfsmöglichkeiten setzt voraus, den Tod als Ende des Lebens zu akzeptieren.
Selbst wenn eine grundsätzliche Kenntnis eines Hospiz-Angebotes vorhanden ist, heißt das nicht, dass Menschen dieses Angebot nutzen. Denn um betreuende Hospiz-Mitarbeiter in dieser nicht einfachen Phase des Lebens Zugang in seine unmittelbare Intimsphäre zu ermöglichen, bedarf es viel Vertrauen, das erst durch die Kommunikation geschaffen wird.

Kommunikation ist die Basis für jede Beziehung

Die Öffentlichkeitsarbeit wird im englischen Sprachgebrauch Public Relations genannt, kurz: PR. Übersetzt sind die Public Relations also die Beziehungen zur Öffentlichkeit. Und wie jeder aus seiner Familie oder seiner Partnerschaft kennt, lässt sich keine Beziehung aufbauen oder am Leben erhalten, wenn nicht kommuniziert wird.
Kommunikation bzw. der kommunikative Austausch sind also elementar für das Miteinander. Im Unterschied zur privaten Kommunikation stellen die Public Relations (Öffentlichkeitsarbeit) aber eine zielgerichtete bzw. strategische Art der Kommunikation dar.

Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist der Aufbau von Vertrauen

Eines dieser Ziele der PR ist der Aufbau von Vertrauen, der sich insbesondere durch die Aufklärung der Interessenten mit allen notwendigen Informationen sowie der transparenten Darstellung des Angebotes begünstigen lässt. Dabei sollte vorausgesetzt werden, dass es sich um eine wahrheitsgetreue Darstellung handelt. Denn ungleich schwerer als das Herstellen des Vertrauens ist das Wiederherstellen verlorengegangenen Vertrauens.

Toleranz im Umgang mit Sterbenden vermitteln

Ein weiteres Ziel der Öffentlichkeitsarbeit von Hospizdiensten kann die Toleranz im Umgang mit Sterbenden sein. Das betrifft sowohl emotionale Schwankungen, seltsame Wünsche oder sonstiges, von der sogenannten Norm abweichendes Verhalten.

Nicht nur ideelle Gründe. Der Betrieb des Hospizdienstes braucht die PR.

Für die Arbeit der Hospizdienste gibt es aber noch eine Reihe weiterer Gründe, die nicht unmittelbar mit den Sterbenden und der Sterbebegleitung zu tun haben, als vielmehr mit der Organisation, der Aufbau und der Struktur ambulanter Hospizdienste.
So bestehen Hospizdienste neben einer oder mehreren hauptamtlichen, festangestellten Mitarbeitern vor allem aus einem Team ehrenamtlicher Mitarbeitern. Diese kamen meist auf unterschiedlichen Wegen zum Hospizdienst, sind aber zum Großteil dadurch geeint, sich sinnvoll zu engagieren und Gutes zu tun.

Wie Hospizdienste Ehrenamtliche motivieren und binden sowie neue Mitarbeiter gewinnen können, lesen Sie in Teil 2 der Serie “Tue Gutes und rede darüber – Öffentlichkeitsarbeit ambulanter Hospizdienste”. (Coming soon!)

Teil 1: Mit Öffentlichkeitsarbeit Bekanntheit schaffen und Vertrauen aufbauen 
Teil 2: Mit Öffentlichkeitsarbeit ehrenamtliche Mitarbeiter gewinnen und binden 
Teil 3: Mit PR öffentliche Entscheidungsträger als Unterstützer gewinnen und Spender und Sponsoren finden (Coming soon)