Warum die Transformation für Unternehmen ein Kraftakt ist


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Der Volkswagen-Konzern wagt den Spagat. Er forciert den Verkauf großer und teurer SUV-Fahrzeuge, um mit deren Deckungsbeiträgen den Einstieg in die Elektromobilität zu finanzieren. Ein Beispiel aus der Automobilindustrie, doch unabhängig von der Branche stehen Unternehmen vor der Aufgabe die Transformation in die neue Welt aktiv zu gestalten und deren Finanzierung sicherzustellen.

von Holger Hagenlocher

 

Alte Zöpfe konsequent abschneiden können meist nur Start-ups mit Konzepten, die von risikobereiten Investoren finanziert werden. Für alle anderen gilt, die Gegenwart zu pflegen und dennoch gleichzeitig Angebote für die Zukunft zu entwickeln.

Beidhändigkeit als Herausforderung

Alte oder neue Welt stehen sich in ihren Strukturen und der jeweiligen Herangehensweise oft gegenüber. Für Unternehmen ist es ein Kraftakt, das herkömmliche Geschäftsmodell erfolgreich fortzuführen und parallel neue Strukturen aufzubauen.

Alte oder neue Welt stehen sich in ihren Strukturen und der jeweiligen Herangehensweise oft gegenüber. Für Unternehmen ist es ein Kraftakt, das herkömmliche Geschäftsmodell erfolgreich fortzuführen und parallel neue Strukturen aufzubauen. © Bild von Pexels auf Pixabay

Die für den Wandel notwendige unternehmerische Beidhändigkeit – auch organisationale Ambidextrie genannt – stellt Unternehmen und öffentliche Institutionen vor große Herausforderungen. Auf der einen Seite muss das Tagesgeschäft mit dem erfolgreichen Kerngeschäft fortgeführt und möglichst optimiert werden, auf der anderen Seite sollen Innovationen entwickelt und aufgebaut werden, was oft einem riskanten Aufbruch in eine unbekannte Zukunft gleichkommt.

 

Parallele Strukturen helfen

Die Umsetzung dieser Beidhändigkeit erfolgt meist über den Aufbau paralleler Strukturen, in denen bereichsübergreifend Ideen entwickelt werden. Insbesondere für Führungskräfte wird dies zur Zerreißprobe. Einerseits muss die Führungskraft eher in klassischen Hierarchiestrukturen Entscheidungen treffen, andererseits hat sie die Aufgabe, schnelle und selbstorganisierte Netzwerke zu Innovationen zu motivieren und die Rahmenbedingungen für deren Erfolg zu schaffen.

 

Führungskräfte müssen Veränderung leben

Für manche Unternehmen wird es eine Zerreißprobe, ausreichend Ressourcen für die Transformation bereitzustellen.

Für manche Unternehmen wird es eine Zerreißprobe, ausreichend Ressourcen für die Transformation bereitzustellen.
© Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay

In der Wissensgesellschaft sind nicht mehr die tüchtigsten Hände, sondern die klügsten Köpfe gefragt. Und die wollen mitgenommen und eingebunden werden. Der Manager wird zum Motivator und internen Coach. Er sieht sich in der Verantwortung, den Prozess zur Lösungsfindung unter Einbeziehung aller bestmöglich zu organisieren. Demut wird zur wichtigen Tugend jenseits aller Hierarchien und Positionen. Die Führungskraft muss dies als Vorbild leben. Die Zeiten von “Ober sticht Unter” und der Schröder‘schen “Basta”-Führung werden der Vergangenheit angehören.

Die Unternehmenskultur wird durch vorbildhaftes Verhalten untereinander geprägt. Vertrauen ersetzt hierbei Misstrauen. Ehrlichkeit und Integrität werden wichtiger als Sollerfüllung und Null-Fehler-Toleranz. Und plötzlich finden sich Mitarbeiter in einer Welt wieder, in der Querdenken nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich gefordert ist.

 

Kreatives Umfeld für innovative Ideen

Innovationen sind Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Ein kreatives Umfeld zu schaffen, das Ideen und Innovationen ermöglicht, ist deshalb eine Kernaufgabe des Managements. Neben Werten und Normen, Handlungsprinzipien und Spielregeln sind vor allem die Feedback-Kultur, der Umgang mit Fehlern, ein respektvoller Umgang und gegenseitige Wertschätzung sowie Kommunikation auf Augenhöhe entscheidend, wenn Mut, Experimentierfreude und Entdeckergeist der Beschäftigten ermöglicht werden sollen. (hhr)